Tierschutz, Feuerwehr und Naturschutzbehörden helfen Turmfalkenfamilie

Turmfalken bauen wie alle Falken zum Brüten und zur Aufzucht ihres Nachwuchses keine Nester. Sie haben ihre Nistplätze in Felsen, Gebäudenischen oder auch in Nestern, die von anderen Vögeln gebaut wurden. Da kann es schon mal passieren, dass sie ein altes Krähen- oder Elsternest wählen, das mehr Bruchbude als Nest ist, und dass deshalb Jungtiere aus dem Nest fallen. Das ist nun in Grünbühl geschehen. Doch Feuerwehr, Tierschutzverein, Vogelschützer und Naturschutzbehörden konnten der Vogelfamilie in einer gemeinsamen Aktion helfen.

Am 21. Juni wurde ein Turmfalkenküken ins Tierheim Ludwigsburg gebracht. Es war mit einem seiner Geschwister aus dem Nest gefallen, das seine Eltern zur Familiengründung in einem großen Ahornbaum in Grünbühl in 16 Meter Höhe bezogen hatten. Das andere Küken überlebte den Sturz leider nicht. Die Unterkunft der Falkenfamilie im Grünbühler Ahorn war marode und der Boden fehlte teilweise schon. Ein drittes Küken konnte sich im Nest halten und wurde weiterhin von den Eltern versorgt.

Falkenküken zwei Wochen lang aufgepäppelt

Zwei Wochen lang wurde das verletzte Küken im Tierheim Ludwigsburg betreut und aufgepäppelt. Es erholte sich gut, wuchs und nahm zu. Doch es war klar, dass man das Falkenjunge wieder zu den Eltern zurückbringen sollte, denn die besten Voraussetzungen für ein Leben in Freiheit erhält ein Wildtier, wenn es von seinen Eltern alles Wichtige lernen kann. Das Problem des brüchigen Nestes bestand aber nach wie vor. Es war nicht stabil und es konnte nicht ausgeschlossen werden, dass die Tiere ein weiteres Mal aus dem Nest fallen würden. Udo Rühl, Mitglied im Tierschutzverein Ludwigsburg und Mitarbeiter der Arbeitsgemeinschaft Wanderfalkenschutz Baden-Württemberg, schlug vor, einen Weidenkorb auf dem Nestrest anzubringen, um so ein Ersatznest an gleicher Stelle zur Verfügung zu stellen, das für die inzwischen ja auch noch weiter gewachsenen beiden überlebenden Falkengeschwister groß genug und stabil ist. Anschließend sollte der im Tierheim wieder genesene kleine Falke zusammen mit seinem noch oben im Baum sitzenden Geschwister in diesen Korb gesetzt werden.

Schnelles Handeln von Feuerwehr und Behörden

Tierheimleiterin Ursula Gericke nahm Kontakt zu den zuständigen Naturschutzbehörden auf, um eine Ausnahmegenehmigung für diese Aktion zu bekommen. Turmfalken stehen unter Naturschutz, sich ihren Nistplätzen zu nähern oder gar an den Nestern zu hantieren, ist verboten. Die Naturschutzbehörden reagierten schnell und erteilten die Genehmigung. Auch die Feuerwehr erklärte sich schnell bereit, das Vorhaben zu unterstützen.

Am Mittwoch, 04. Juli, rückte die Feuerwehr Ludwigsburg mit drei Einsatzkräften und einem 16 Tonner, ausgestattet mit einer Drehleiter, in Grünbühl an. Unter der Einsatzleitung des Kommandanten der Ludwigsburger Feuerwehr Hans-Peter Peifer brachten ein Feuerwehrmann und Ursula Gericke den Weidenkorb in die Krone des Ahorns in 16 Meter Höhe und fixierten ihn auf dem alten Nistplatz. Danach durfte der kleine Falke aus dem Tierheim wieder zu seiner Familie zurück. Jetzt werden beide Jungfalken wieder von ihren Eltern versorgt.

„Das war ein tolle Aktion und ein gutes Beispiel, wie Tierschutz vor Ort funktionieren kann, wenn Organisationen, Behörden und Feuerwehr zusammenarbeiten“, betonte Vogelschutzexperte Udo Rühl.

Noch für eine gute Woche werden die Jungvögel in dem Weidenkorb von ihren Eltern aufgezogen werden, dann geht es mit den Eltern auf die ersten Streifzüge. Nach vier weiteren Wochen wird der Nachwuchs dann alles gelernt haben und selbst in der Natur zurecht kommen.

Gute Erfolgsaussichten

Übrigens ist das Zurücksetzen von Falken, anderen Greifvögeln und Eulen eine Supermethode, die fast immer erfolgreich ist, wenn Art und Alter der Jungvögel passen. Man kann sogar durchaus auch verwaiste Jungvögel in Nester setzen, aus denen sie gar nicht stammen; sie werden problemlos von Stiefgeschwistern aufgenommen und von den Stiefeltern versorgt. So wurden in diesem Jahr schon zum dritten Mal junge Steinkäuze, die ins Tierheim gebracht worden waren, in passende Kästen zu bereits vorhandenen Jungtieren gesetzt und es wurde kontrolliert, ob alles in Ordnung ist – es hat jedes Mal geklappt.

Hier noch Bildergalerie von der Rettungsaktion. Alle Bilder stammen von Dr. Udo Rühl, vielen Dank für die Unterstützung. Auf seinem flickr-Stream gibt es weitere Fotos zu sehen: https://www.flickr.com/gp/udoruehl/497P5V

 

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